Der Friedhof nahe am Querschiff war der Schönsten, weil er die ältesten Gräber hatte.
Das sah man an den Grabsteinen. Von einfachen Platten bis fast dekadent verschnörkelten Steinen war hier alles zu finden. Es schien als lebten die Erinnerungen Jener zwischen den Steinen weiter. Wenn man näher ran ging, waren Daten wie 1922 oder sogar 1408 zu erkennen.
Letzteres wurde gerade von Margaretha gepflegt. Sie arbeitete in der zur Kirche gehörenden Gärtnerei und hatte schon immer ein Händchen für Pflanzen. Das Herrichten der kirchennahen Gräber war ihre liebste Tätigkeit. Hier hatte sie ihre Ruhe und konnte über längst Vergangenes nachdenken.
Sie hatten eine gute Ehe geführt, doch seit sie ihren Sohn verloren hatten, war auch das vorbei. Ihr Sohn war ihr Ein und Alles.Während ihr Mann das Geld nach Hause brachte hatte sie sich um seine Erziehung und seine Bildung gekümmert. Sie hatten eine besondere Beziehung, wie sie nur Mutter und Sohn haben konnten. Als er starb, wußte sie es, bevor der Offizier an ihrer Tür stand und die Nachricht überbracht hatte.
Das war vor vielen Jahren. Doch die Trauer zerbrach ihr jetzt noch das Herz als wäre es gestern gewesen.
Auf dem Weg un die Giesskanne auf zu füllen begegnete ihr ein Soldat. Er betrachtete zwei Gräber, die mit Engeln der Gottesmutter gleich geschmückt waren.
„Diese Engel“ sprach er sie an, „sind sie nicht wunderschön?“
„Ja, das sind sie.“ antwortete sie. „Aber sowas bringt niemanden zurück, nicht wahr?“

„Nein, sowas nicht. Mutter“

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