Herr und Frau Lehmann sitzen noch beim Frühstück. Schnell sind zwei zusätzliche Gedecke aufgetischt und wir werden aufgefordert, uns wie zu Hause zu fühlen.
Die Wohnung ist sehr ländlich eingerichtet. Alte Bauernschränke mit gemalten Rosen darauf, eine Sitzbank aus Holz direkt am Kachelofen. Ich weiss nicht genau, was ich erwartet hatte, aber es war etwas anderes.
Im Stubenfenster liegt schlafend eine Katze. Keine normale Hauskatze, oder Langhaar, nein, eine Siamkatze. Diese nackten mit den grossen Ohren, die schon die Ägypter verehrten. Ich finde sie ganz schön hässlich.
Während des Frühstück reden wir ein wenig über meine Anreise, die Familie und sie erzählen ein wenig von sich.
Er stammt eigentlich aus Bayern. Also Oberfranken. Das ist NICHT Bayern, erklärt er leidenschaftlich. Er hat mehrere Meister und ich bin ein wenig beeindruckt. Sie hat mal in der Bank gearbeitet, und kümmert sich darum ums Geld sagt er scherzhaft.
Sie ergänzt seine Ausführungen mit kleinen Details und kichert oft dabei. Ich kann sie nicht recht einordnen, und ihr Silberblick macht es nicht leichter. Zudem ist ihre Stimme so hoch, das es eher einem Quicken gleich kommt, wenn sie den Mund aufmacht.
Wir räumen den Frühstückstisch auf, und versorgen das Geschirr im Geschirrspüler. Die DDR gibt es seit einiger Zeit nicht mehr, trotzdem ist es zu Hause noch kein Standard, so etwas zu haben. Insgesamt ist die Wohnung in Sachen Technik auf einem guten Stand. Ich mag sowas, ich bin sofort interssiert.
Danach fahren wir wieder zum Strand. Mike und ich hatten einen Schinkenladen im Ort gesehen, und ich hatte angenommen, das das der neue Arbeitsort wäre. Jetzt bin ich etwas verwirrt. Es ist der Kasten direkt an der Seebrücke. Man könnte sagen, das erste Haus am Platz. Das ist der Arbeitsort? Wow.
Wir werden durch eine Hintertür hereingeführt. Zu jeder Station bekommen wir eine kleine Einführung.
Alles ist dunkel und auch etwas kalt. An einer Schalttafel knipst Herr Lehmann ein paar Schalter an, und schön öffnen sich die Läden und es kommt Licht hinein. Neben der Schalttafel hat es eine Pinnwand. Mit Magneten sind dort Rechnungen und handschriftliche Notizen drauf. Ich sehe einen Zettel “ Couch und Radio für Eis bitte“ verziert mit einem herzigen Smilie.
„Das ist meine Schaltzentrale“ sagt Herr Lehmann grinsend, als er meinen Blick auf den Zettel sieht. „Das, was hier drauf ist, kann ich zumindest nicht vergessen“
Ich überlege zu fragen, ob Couch und Radio dem Weg zum Eis gefunden haben, verkneife es mir aber erstmal.
Er ist mir symphatisch. Ein Chef, mit dem man scheinbar scherzen kann. Und wie er beim Frühstück erzählt hat, macht er viel selbst. Wir bekommen eine Führung durch den gesamten Kasten. Beim Eingang unten ist die Umkleide mit Garderobenschränken und, ich staune, einem Bügelbrett. An den Flur angeschlossen sind zwei Kühlhäuser. Eines nur für Kuchen und Eis, das andere für Küche und den Schinkenladen. Der Flur macht einen Knick, die rechte Tür geht direkt zum Fenster, an dem Eis und Crepes verkauft werden, geradeaus gehts in den Eingangsbereich direkt von der Promenade her. Eine Kuchentheke sowie einige Stehtische sind hier, und die Treppe nach oben ins Restaurant. Oben angekommen das nächste Wow. Die ganze Frontseite ist verglast. Man blickt über die gesamte Promenade, und die ist nicht kurz, wie ich feststelle. Dazu kommt der atemberaubende Blick über die gesamte Bucht. Von hier oben ist sehr beeindruckend. Ganz hinten sind sogar Containerschiffe zu erkennen.
Eine offene Terrasse gibt es hier oben auch. Ich sehe jetzt schon die Gäste sitzen bei Kaffee, Kuchen oder Eis. Die Küche und die Spülküche befinden sich im rückwärtigen teil gleich hinter dem Restaurant. Ich sehe einen Waschplan und Stechuhren. Ich zähle 24 und kann mir gar nicht vorstellen, das hier so viele arbeiten werden. Im kleinen Flur zwischen Küche und Spülküche ist eine Treppe nach unten. Dort ist die Backstube und ein Trockenlager.
Eine Tür führt wieder nach draussen, eine weitere in den Imbiss. Herr Lehmann öffnet auch hier die Läden, und wir kommen zu meinem Laden. Ja richtig, in meinem Kopf ist es schon „mein“ Laden. Als die Läden hoch gingen, und ich sah, wie toll der Laden liegt, war ich überzeugt. Es ist direkt an der Promenade, keine 20 Schritte, und ich stehe in der Ostsee.
Herr Lehmann erzählt ein wenig, wie es zur Saison sein wird. Was er erwartet, und was er nicht dulden wird. Die Aussicht fesselt, und ich muss mich konzentrieren, um ihm zu zuhören.
Der Verdienst stimmt, immerhin kommt noch Kost und Logis dazu. Ich kann meine Schulden abbauen, schneller, als mit meinen zwei Jobs aktuell. Und bei 6 Arbeitstagen die Woche ist die Möglichkeit Geld auszugeben auch eingeschränkt.
Der Rundgang hat länger gedauert als ich dachte. Es ist schon später Nachmittag als wir wieder im Haus ankommen.
Die Unterkunft ist direkt hinter dem Wohnhaus, und auch das darf ich mir anschauen. Es hat etwas vom Charm der Ferienlager- Bungalows, in denen wir als Kinder waren, inklusive Gemeinschaftsdusche, aber es ist ok.
Gern sage ich zu und unterschreibe den Arbeitsvertrag. Ich starte zwei Wochen vor Ostern. Tief im Inneren spüre ich, das es mich verändern wird. Es ist nur ein Job für 7 Monate, und doch wird es mehr sein, als alles vorher.
Es war ein schöner Tag, wir werden gebeten, zum Abendessen zu bleiben, und zu übernachten. Mike schaut mich mit grossen Augen an, das Gästezimmer hat nur ein Doppelbett, aber wir sagen zu.
Ich bin viel zu erschlagen von den Eindrücken, und als mich Mike im Bett in den Arm nimmt, fühlt es sich richtig gut an.
Nach dem Chaos, das dem Scheitern meiner Ehe folgte, war ich quasi Single. Aber hier und heute wollte ich einfach nur nehmen, was Mike zu geben hatte. Er streichelte zärtlich meine Arme, und liess seine Hände schüchtern meinen Bauch zu erkunden. Als er merkte, das ich ihn nicht abweise, wurden seine Berührungen zielstrebig. Ich liess mich fallen, ich dachte nicht nach.Mein Körper reagierte, und ich machte einfach mit.
Mein Mann war mein Erster, auch in dieser Hinsicht. So war ich schüchtern, und hatte einen Moment Zweifel, ob es richtig ist, was ich da tue. Aber Mike zeigt mir schnell, was er gern hätte und was ihm gefiel. Er übernahm die Führung. Es tat gut, ich konnte es geniessen und fühlte mich wohl dabei.
An Morgen hat dabei keiner gedacht.